Der Unfall im Jahr 1937

An einem Sonntagabend, den 23.Mai 1937 ist Johann Achtmann mit seiner Frau, seinen beiden Töchtern sowie August Rauch (oder Rau) nach einem Ausflug auf dem Weg nach Hause. Über August Rau erfahren wir etwas aus den Dokumenten des Standesamtes. Er ist Betriebsleiter und wie im dem nebenstehenden Zeitungsartikel entnommen werden kann, ist er wie Johann Achtmann bei der Brenner-Brauerei angestellt. Das Standesamt schreibt seinen Nachnamen am Ende mit einem "h". Er heißt demnach also Rauh oder Rauch. Der Artikel nennt ihn Rau.

Johann fährt von Gundernheim in nord-westliche Richtung auf Dieburg zu. Es ist kurz nach 20 Uhr. Ein Personenzug verlässt den Dieburger Bahnhof und fährt von Norden in südliche Richtung auf die Landstraße zu. Auf dem Bahnübergang westlich vor Dieburg kommt es kurz nach 20 Uhr zum Zusammenstoß mit dem von Dieburg nach Groß-Zimmern fahrenden Zug.

Die Bahnstrecke wird nach dem Krieg stillgelegt und abgebaut worden, aber man kann die Streckenführung noch an dem heute auf dem ehemaligen Bahndamm verlaufenden Radweg nachvollziehen.

Leider lässt sich der Unfallhergang heute wegen fehlender Quellen nicht mehr ganz genau rekonstruieren (Suche im Staatsarchiv Darmstadt war vergebens, Unterlagen der Staatsanwaltschaft sind im 2. Weltkrieg zerstört worden) Aus Erzählungen (Quelle: Ilse Achtmann) wollte Johann Achtmann den Bahnübergang noch überqueren, was jedoch der Beifahrer verhindern wollte, da er dachte, dass der Zug schon zu nahe sei. Dazu soll er den Zündschlüssel gedreht haben.

Aus dem Sterberegister geht hervor, dass der Beifahrer, August Rau(ch), tot auf der Straße aufgefunden worden sei. Sein Tod ist laut Standesamt "um acht ein viertel Uhr" eingetreten. Nach Ilses Darstellung ist er dem Zug entgegen gelaufen, um ihn zu stoppen.

Antonie Achtmann ist ihren Verletzungen im Krankenhaus in Dieburg erlegen. Das geht aus dem Eintrag im Sterberegister hervor. Ihr Tod wird von der Stellvertretenden Oberin der Sankt-Rochus-Anstalt, dem damaligen Krankenhaus in Dieburg, angezeigt und dort als Todeszeitpunkt "nachmittags um neun Uhr" angegeben.

Johann Achtmann ist wie die beiden Mädchen, die damals gerade 7 Jahre alt geworden waren, im Auto von dem Zug mitgeschleift worden. Er hat sich laut Bericht der Starkenburger Provinzialzeitung noch aus dem Wrack befreit und wollte nach seiner Frau schauen. Nachdem er die 150m zurück gelaufen ist, sei er bewusstlos zusammen gebrochen.

Johann sowie Ilse Achtmann wurden recht schwer verletzt und lagen gemeinsam etwa acht Wochen im Krankenhaus, während Margot in dieser Zeit in einer Pflegefamilie unterkam.

Johanns Führerschein ist erhalten und datiert  vom 2. August 1935, was nicht einmal zwei Jahre vor dem Unfall ist. Aber alle Spekulationen zum weiteren Hergang des Unfalles oder gar über Schuld ist hier unangebracht. Mangels weiterer Quellen wird der genauere Unfallshergang wohl im Dunkeln bleiben.

Straßen- und Schienenverlauf 1937
Starkenburger Provinzialzeitung 24.5.1937
Antonie Achtmann auf dem Bild rechts hinten - Kommunion ihres Sohnes Hans (mitte) ca. 1933/4
Ehemalige Bahnstreck zwischen Dieburg und Groß-Zimmern heute als Fahrradweg. Blickrichtung von Dieburg nach Groß-Zimmern auf die Brückenüberquerung der der heutigen Landstraße. Aufnahme vom Dezember 2018