Wer war Ria Brand?
Der Name der Frau auf dem Bild unten ist Ria Brand. Sie war eine Freundin oder Cousine meiner Oma, Anna Adelheid Achtmann, geb. Trunk. Ich habe Ria Brandt in den späten 1980er Jahren zuletzt besucht.
Ihre Zugehörigkeit zur Familie konnte lange nicht geklärt werden. Die Familienerinnerungen besagten, dass sich Ria und meine Oma schon "lange" gekannt haben und Ria "eine Cousine (meiner Oma) sei … aber keine richtige Cousine, sondern etwas weiter entfernt verwandt". Rias Mutter sei eine Waise gewesen und die kinderlose Ria habe daher ihr Erbe für ein Waisenhaus verwenden wollen - darunter vor allem ein wunderschönes Haus am Tegernsee - die "Villa Brand".
Inzwischen konnte das Bild wie die Lebensgeschichte der Ria Brand durch eigene Recherchen, aber vor allem durch Zuschriften aufgrund dieser Internetseite vervollständigt werden. Dafür gilt mein Dank den Herren Emil Will und Rudolf Huber, die mir unabhängig voneinander zahlreiche Informationen haben zukommen lassen. Als Vorsitzender der Maria-Brand-Stiftung konnte dabei vor allem Emil Will Licht in die nur auf Familienerinnerungen basierenden Zusammenhänge des Nachlasses der Ria Brand bringen.
Es ist wohl im Interesse beider Herren, dieser lebensbejahenden, inspirierenden Frau auf dieser Internetseite ein Denkmal zu setzen.
Ria Brand
Ria (mit vollem Namen Maria Josefa Katharina Anna) Brand lebte in Tegernsee in der "Villa Brand", Pöttingerstraße 5, wo sie die "Fremdenpension Brand" ihrer Eltern nach deren Tod weiterführte. Sie ist am 19.1.1905 in Tegernsee geboren (Info Standesamt Tegernsee am 22.1.2021).
Mein letzter Besuch bei Ria Brand fand im Dezember 1988 statt. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch bei guter Gesundheit. Gestorben ist sie am 14.2.2000.
Hier sollen noch ein paar Worte über die Person Ria Brand gesagt werden. Das Folgende ist ein Sammelsurium von eigenen Kindheitserinnerungen und Familienerinnerungen wie Anekdoten aus Aufzeichnung anderer Familienmitglieder.
Ria Brand hat m.W. nach ihr Leben ohne Partner verbracht. Das große Haus in der Pöttingerstraße hat sie, nachdem ihre Eltern gestorben sind, vor allem mit ihren Gästen geteilt.
Ein enges Verhältnis pflegte sie zu einer Tochter eines befreundeten Ehepaares. Ein häufiger Übernachtungsgast im oder schon vor dem 2. Weltkrieg, der in München in der Au ein Schirm- und Hutgeschäft betrieb, kam auf seinen Geschäftsreisen als Reisevertreter häufig nach Tegernsee. Im Zuge der Kinderlandverschickung im Krieg kam seine Tochter zu ihr und fand bei ihr Unterkunft. Hieraus entstand dann ein Dauerverhältnis bis an Rias Lebensende. Nach Familienerinnerungen war die „Ziehtochter“ regelmäßig zu Besuch bei Ria und die beiden haben sich dann Rias Zimmer geteilt, wenn das Haus sonst von Gästen voll belegt war.
Ria bedachte sie schließlich testamentarisch mit einem lebenslangen Wohnrecht in der Villa Brand.
Sparsamkeit war für Ria eine Tugend. Wenn wir Kinder die Tür der „guten Stube“ offen stehen ließen, wurden wir ebenso ausgiebig zur Rede gestellt, wie wenn wir unserer Hände nur oberflächlich und schnell wuschen und dann das Handtuch dreckig machten.
Ria Brand war katholisch und lebte ihren Glauben ohne dabei aufdringlich oder missionarisch zu werden. Bei meinem letzten Besuch begleitete ich sie zu einer Andacht in die Kirche im Dezember morgens in aller Frühe. Es war dunkel, tief verschneit, die Orgel und der Weihrauch erfüllten die barocke Kirche. Ich habe wenig schöne Erinnerungen an Gottesdienste, aber hier entstand eindeutig eine besondere Atmosphäre.
Auf der anderen Seite widmete sich Ria solch einem esoterischen Phänomen wie dem Wünschelrutengehen. Ich habe es als Kind selbst erlebt, wie sie mit einem bügelähnlichen Draht in ihrem Haus eine Wasserader aufspürte. Sie hielt den Draht an beiden Enden zwischen ihren Händen und plötzlich schien sie und der Draht wie vom Blitz getroffen, unkontrolliert zu zucken. Sie meinte, dass sie damit früher den Menschen beim Auffinden von Wasseradern u.ä. geholfen habe. So hätten ihre Kunden beispielsweise ihre Schlafprobleme in den Griff bekommen, indem sie ihr Bett umgestellt hätten. Inzwischen würde sie es aber kaum noch machen, weil es für ihren Körper sehr, sehr anstrengend sei. (Mehr zum Wünschrutengehen hier).
Ria hatte eine enge Verbindung zur Natur. Ich erinnere mich an Spaziergänge, auf denen sie uns Kindern versuchte, das Besondere und Schöne an den einfachen Dingen in der Natur näher zu bringen. "Schau doch mal, wie schön der Baum dort gewachsen ist" ist ihr Satz, der mir heute auf Wanderungen häufig durch den Kopf geht. Und dann schaue ich wieder ….