Joseph Hunleth II

Warum ein Kapitel zu Josph Hunleth II (1854 – 1900)?

Joseph Hunleth II hat mein Interesse geweckt, weil sein Lebenslauf für einen Mann aus der lädnlichen Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ebenso ungewöhnlich sind wie der seiner ersten Ehefrau, Margaretha Katharina Spatz (1856 – 1912). Ungewöhnlich nicht nur, weil das Paar gemischt konfessionell, er katholisch, sie evangelisch, war, sondern auch und vor allem wegen der Scheidung des Paares. Mit seiner Ungewöhnlichkeit hat er sich verdient, dass ihm hier auf diesen Seiten ein Kapitel gewidmet wird:

Herkunft des Joseph Hunleth II

Geboren wurde Joseph Hunleth II als drittes von sieben Kindern des Joseph Hunleth I (1827 – 1879) und seiner Ehefrau Margaretha, geb. Schäffer (1859 – nach 1881) in Hering geboren.

Die Ursprünge der katholischen Familie Hunleth liegen noch im Dunkeln. Bekannt ist, dass der Großvater von Joseph Hunleth II, Franz B. Hunleth schon in Hering geboren wurde (1.12.1788). Er war zunächst Tagelöhner, später Landwirt. Es gibt einen Hinweis auf familysearch, dass sein Vater, August Franz Hunleth, in Alsheim nördlich von Worms am 23.1.1756 getauft wurde. Dessen Vater, wiederum, Philipp Heinrich Hunleth, wird 1745 und 1749 in den Taufeinträgen mutmaßlicher Geschwister als "Präfekt einer Wachmannschaft" bezeichnet.

 

Joseph Hunleth I ist der ältere Sohn des Franz B. Hunleth. Er wurde am 10.5.1827 in Hering geboren. Dort starb er am 7.2.1879 als Landwirt, wohnhaft in der Obergasse 1 in Hering. Sein jüngerer Bruder ist der Barbier Franz Hunleth, der 1851 nach St. Louis ausgewandert ist (1.5.1840, Hering – 25.11.197 St. Louis, USA).  

Joseph Hunleth II kommt, wie seine beiden älteren Geschwister unehelich zur Welt. Geboren wird er am 23.4.1854 in Hering. Damals noch ein Makel. Er ist am 23.4.1854 geboren. Seine Eltern heirateten am 30.11. des gleichen Jahres. Er hatte eine ältere, lebende Schwester: Margaretha, geb. 1849, gest. 1910 in Hering. Joseph Hunleth I erkannte die Vaterschaft für Margaretha sechs Monate nach ihrer Geburt an.

1851 kommt der ältere Bruder Joseph Hunleths II zur Welt, der jedoch mit 5 Jahren stirbt. Dieser Sohn trug den Namen des Onkels vs. von Joseph Hunleth II, Franz (s.o.), der nach St. Louis, USA auswanderte und dessen Sohn später die Hunleth Music Company gründet und noch bis in 1950er Jahre Kontakt zu den deutschen Nachfahren seines Vaters gehalten hatte.

Vier weitere Brüder folgen auf Joseph Hunleth II: Franz Hunleth I (1855 – 1918), Johannes Hunleth (1857 – 1858), Adam Hunleth I (1860 – 1936) und schließlich Johannes Hunleth (1865 – unbekannt).

Hering ist zu dieser Zeit ein mehrheitlich evangelisch-reformiert geprägter Ort – etwa 75% der Bevölkerung ist evangelisch-reformiert, so auch die Mutter von Joseph Hunleth II. Sein Vater jedoch ist katholisch. Joseph Hunleth II wächst also in einem gemischt-konfessionellem Elternhaus auf. Das Haus seiner Eltern steht direkt gegenüber der zu dieser Zeit noch von den beiden Konfessionen simultan genutzten Kirche des Ortes.

Mit seinen Brüdern Franz und Adam unterhielt Joseph Hunleth II nach Aktenlage ein enges Verhältnis. Alle drei starben als Bürger Herings in ihrem Geburtsort, und wirkten als Trauzeuge (Joseph Hunleth bei Adam Hunleth 1894) oder Taufpaten (Franz Hunleth bei Franz Hunleth, dem jüngsten Sohn des Joseph Hunleth II im Jahre 1887 und Adam Hunleth bei seinem dritten Sohn Peter Paul (1892) sowie seinem vierten Sohn Joseph (1895)).

Erste Ehe mit Margaaretha Katharina geb. Spatz und gemeinsame Kinder

Wie üblich zahlt Joseph Hunleth mit 25 Jahren Feuereimergeld in Hering und wird damit Bürger des Ortes im Jahr 1879. Seine spätere Frau, Margaretha Katharina geb. Spatz (1859 – 1912) bringt im Jahr zuvor, im März 1878, eine Tochter zur Welt: Anna Maria Spatz, geb. am 18.3.1878 in Heubach. Dort wohnt die 19jährige Mutter in der Wohnung ihres Vaters, Johannes Spatz II. Joseph Hunleth II erkennt diese Vaterschaft nie offiziell an. Der Nachname des Mädchens ist und bleibt daher auch Spatz. Sie ist, wie ihre Mutter, evangelisch-reformierter Konfession. Später heiratet sie Sebastian Karn (1874 – 1958) und zieht nach Groß-Umstadt.

Die jüngste Schwester der Anna Maria Spatz ist die Maria Katharina Vierheller, geb. Hunleth, geb. am 31.5.1886 in Heubach. Sie ist ebenfalls evangelisch-reformiert und wohnt bei ihrer Hochzeit im Jahr 1912 in Heubach. Sie wurde wie ihre älteste Schwester in der Wohnung ihres Opas ms. (Johannes Spatz II (1828 – 1902)) in Heubach geboren.

Die Nachfahren der Anna Maria Spatz erzählen, dass die Geschwister den gleichen Vater hatten und dass beide zeitlebens engen Kontakt gepflegt haben. Es gibt Familienbilder (Bild einfügen) auf der die beiden in hohem Alter zu sehen sind.

Wenn es stimmt, was die Familienmitglieder sagen und beide Kinder den gleichen Vater haben, müsste Joseph Hunleth II auch der Vater der Anna Maria Spatz sein.  

Eine dritte Schwester tauchte im Zuge meiner Forschungen auf: Marie Seitner, geb. Hunleth ist am 17.7.1880 in Heubach geboren. Sie war katholisch, was aus dem Eintrag ins Eheregister am 26.10.1902 hervorgeht. Ihr Trauzeuge ist Franz Hunleth, der jüngste Bruder des Joseph Hunleth II. Sie wohnt zum Zeitpunkt der Eheschließung in Hering. Sie in ebenfalls in Heubach, jedoch in der Wohnung ihres Vaters geboren.

Die Scheidung des Paares ist in einem Geburtseintrag des Sohnes der Margaretha Katharina geb. Spatz bekannt. Sie heiratet nämlich am 24.3.1889 in Heubach den, übrigens ebenfalls katholischen, Steinhauer Peter Stützer und der gemeinsame Sohn Peter Stützer kommt am 29.2.1888 zur Welt. Sein Vater erkennt die Vaterschaft nachträglich an. Auf dem Eintrag im Geburtsregister ist die Scheidung von Joseph Hunleth am 30.6.1886 in Mannheim vermerkt.

Nach der Scheidung von Margaretha Katharina Spatz

Feudenheimer (heute Stadtteil von Mannheim) Meldebücher für Fremde sind online (Marchivum) recherchierbar. Einträge belegen, dass sich Joseph Hunleth II mehrfach in den Jahren zwischen 1887 und 1894 dort aufgehalten hat:

  • durchgängig von Oktober 1887 bis Oktober 1889
  • Juli 1893 bis März 1894
  • April 1894 bis November 1894
  • Oktober 1895 bis Dezember 1895
  • Juni 1898 bis August 1898

Außerdem hat sich sein Bruder Franz von 1888 in Feudenheim aufgehalten und hatte von Januar bis April 1890 bei Joseph Hunleth II in Feudenheim Quartier bezogen. Die Jahreszahlen sind leider nicht eindeutig zu entziffern, belegen jedoch die Abwesenheit der Brüder, zeitweise auch gemeinsam, in Feudenheim zwischen 1887 bis in die 1890er Jahre hinein.

Das Ortsfamilienbuch Feudenheim hat die Kirchenbücher des Ortes zusammengefasst und vermerkt, dass Joseph Hunleth II vor 1887 die evangelische Eva Elisabeth Nicolaus geheiratet hat.

In Feudenheim werden vier Kinder des Paares geboren:

  • Franz Joseph Hunleth (6.8.1887, Feudenheim – 2.9.1946, Frankfurt am Main)
  • Adam Johann Hunleth (24.7.1889, Feudenheim – unbekannt)
  • Johann Karl Joseph Hunleth (20.8.1891, Feudenheim – 25.5.1900, Hering)
  • Peter Paul Hunleth (20.12.1892, Feudenheim -1915, Kriegslazarett 2)

In Hering folgten noch drei weitere Kinder:

  • Joseph Hunleth (5.4.1895, Hering - 26.7.1917, Hering)
  • Monika Elisabeth Hunleth (1897. Hering – 2.6.1900, Hering)
  • Georg Johann Heinrich Hunleth (12.12.1899, Hering – unbekannt)

Die Kinder werden alle katholisch in Hering getauft. Im Taufeintrag (katholisches Kirchenbuch) des ältesten Kindes, Franz Hunleth, wird als Mutter jedoch die Anna Maria Faith angegeben. Der Taufpate ist Franz Hunleth, der jüngere Bruder des Vaters, Joseph Hunleth II. Später heiratet der andere Bruder, Adam Hunleth eine Anna Maria Faith (oder Feick) und der Trauzeuge ist Joseph Hunleth II.

In diesen Jahren ist keine Wohnung des Joseph Hunleth II in Hering belegt. Zwar werden seine Kinder dort getauft und er stirbt auch in Hering, was ebenfalls als letzter Wohnort vermerkt ist, aber im Gegensatz zu seinen Brüdern taucht er nicht in Brandkatastern oder anderen Akten zu Liegenschaften im Ort auf bis auf ein Untermietverhältnis, als er 1881, also noch während der Ehe mit Margaretha Katharina Spatz gemeinsam Wohnraum in seinem Elternhaus in Hering untervermietet.

Joseph Hunleth II stirbt im Alter von 46 Jahren am 25.9.1900 in Hering. Seine Ehefrau Eva Elisabeth geb. Nicolaus überlebt ihn um mindestens 17 Jahre. Sie zeigt den Tod des gemeinsamen Sohnes Joseph Hunleth im Jahre 1917 in Hering an. Danach ist sie in keinen Archiven mehr zu finden, bis sie 1946 im Sterberegistereintrag des Sohnes Franz Hunleth als verstorben und zuletzt wohnhaft in Nieder-Ramstadt genannt wird.

Zusammenfassung

Margaretha Katharina Spatz (1859 -1912) und Joseph Hunleth waren wahrscheinlich ab spätestens Mitte 1877 ein Paar oder hatten zumindest ein Verhältnis. Margaretha wurde Mitte 1877 mit 18 Jahren schwanger und brachte im März 1878 unverheiratet in der Wohnung ihres Vaters die Anna Maria Spatz zur Welt. Bezüglich der Vaterschaft des Joseph Hunleth II gibt es keine Beweise, jedoch Indizien: angeblich gemeinsame Eltern der Kinder der Margaretha Katharina Spatz, die kurz darauf belegte Partnerschaft und Ehe sowie die verwandtschaftliche Beziehung durch Geldgeschenke amerikanischer Verwandter, bei denen es sich bisher nur um die Nachfahren des ausgewanderten Onkels des Joseph Hunleth II handeln kann.

Anna Maria Spatz wurde in Heubach bei ihrer Mutter sozialisiert und aufgezogen. 1879 wurde Margaretha erneut schwanger. Diesmal heiratete das Paar (November 1879), so dass das Kind, Marie Hunleth, im Juli 1880 ehelich zur Welt kam.

Als die dritte Schwester, Katharina Hunleth, im Mai 1886 zur Welt kam ist die Beziehung und Ehe der Hunleths schon zerrüttet, bestand jedoch formal-juristisch noch, wenn auch nur noch für einen Monat. Das Kind kommt daher ehelich zur Welt und bekommt den Nachnamen ihres, zumindest juristischen Vaters: Hunleth. Wie bei ihrer ältesten Schwester findet die Geburt jedoch in der Wohnung des Vaters der Mutter statt und das Kind wird evangelisch-reformiert getauft.

Nur einen Monat später, am 30.6.1886 erfolgt die Scheidung des Paares in Mannheim und noch vor 1887, wahrscheinlich also in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1886, heiratet Joseph Hunleth die Eva Elisabeth Nicolaus. Sie ist nach standesamtlichen Eintragungen in Feudenheim wie auch später in Hering die Mutter aller folgenden sieben Kinder.

Unklar ist, warum eine andere Frau als Mutter des ältesten Kindes bei dessen Taufe im Heimatort des Vaters eingetragen wurde. War die biologische Mutter nicht vorzeigbar oder sollte die schon eingegangene standesamtliche Ehe im Heimatort geheim gehalten werden? Später lebte das Paar wohl in Hering, zumindest spätere Kinder wurden dort geboren.

Als Grund für die Aufenthalte des Joseph Hunleth II in Feudenheim kann angenommen werden, dass er dort ein besseres Auskommen fand. Er war Steinhauer, ein gefährlicher, ungesunder und wenig einträglicher Beruf. Ende des 18. Jahrhunderts wurden zahlreiche neo-romanische und neugotische Kirchen im deutschen Reich der Gründerzeit errichtet. Belegt ist laut Gleue die Mitarbeit von Steinhauer aus Hering am Bau der Christuskirche in Mainz.

Die Johanniskirche in Feudenheim wurde in den Jahren 1885 bis 1887 errichtet und es ist gut denkbar, dass Joseph Hunleth im Zuge dieser Bauarbeiten Anstellung und Auskommen fand und dabei auf die dort ansässige Eva Elisabeth Nicolaus traf. Denkbar wäre, dass sie ein Anlass für die Scheidung war.