Die Familie Karn
Das "Elternhaus" der heutigen Familie Karn aus Umstadt steht noch heute in der Höchster Straße, früher hatte es einmal die Hausnummer 46, heute ist die 41. Sebastian Karn (1874 - 1958), mein Ur-Großvater, hat das Haus 1905 erbaut und mit seiner Familie bis zu seinem Tod bewohnt. Sein Sohn Georg Karn (1905 - 1971), mein Opa, hat dort nach dem Tod seines Vaters mit seiner Familie bis zu seinem Tod gewohnt. Nach dem Tod seiner Frau, Margarete Karn geb. Führes (1908 - 1977) wurde es von den Kindern verkauft.
Die Karns sind also "alteingesessen Umstädter"? Würde ich so nicht sagen. Tatsächlich ist der Erbauer des "Elternhauses" in Hering geboren, einem kleinen, heute zur Gemeinde Otzberg gehörenden Ort auf gleichnamigen Hügel, etwa 8 km südlich von Groß-Umstadt gelegen. Um 1900 zählte der Ort etwa 400 Einwohner. Die Familie Karn war in diesem Ort im 19. Jahrhundert etabliert. Die meisten Familienmitglieder ernährten ihre Familien durch Landwirtschaft und als Tagelöhner. Drei Gebäude und einige Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen waren im Besitz der Karns. Die Familie stellte über viele Jahrzehnte die Gemeindehebamme und - wenn auch sehr, sehr kurz - den Heringer Bürgermeister. Trotzdem sollte man sich die Familie arm vorstellen und das Leben in Hering sehr hart.
Also sind die "Kanne", wie der Familienname auf dem Hering gerne ausgesprochen wird, eigentlich Heringer? Auch nicht ….: zwar ist der Erbauer des Umstädter Elternhauses, Sebastian Karn dort ebenso geboren, wie dessen Vater, der ebenfalls Sebastian Karn (1839 - 1907) heißt, aber dessen Vater wiederum, Jacob Karn I (1793 - 1867) ist ein "Zugezogener". Er kommt etwa in den 1820 Jahren von Heubach, heute ein Ortsteil von Groß-Umstadt, sehr idyllisch in einem Seitental etwa 6 km südöstlich von Groß-Umstadt gelegen.
Ob die Karns deshalb Heubacher sind, kann ich noch nicht mit Gewissheit sagen. Die alten noch vorhanden Kirchenbücher warten noch auf ihr Auswertung bezüglich der Familie Karn.
Auf diesen Seiten finden sich die bisher zusammengetragenen Informationen über die Familie Karn beginnend bei Jakob Karn I, der die "Kanne" auf dem Hering begründet. Mit seinen acht Kindern legt er dazu einen Grundstein, so dass die Familie in den Archiven im 19. Jahrhundert immer wieder zu finden ist.
Die Ordnungszahl I hinter seinem Namen hat dabei durchaus einen Sinn. Einer seiner Söhne trug den gleichen Namen: Jakob Karn II (1822 - 1885). Auch dieser Jakob nannte seinen Sohn Jakob. Es handelt sich um den "Großherzoglichen Bürgermeister", Jakob Karn (III) (1847 - 1884).
Es ist mir selbst ein wenig unangenehm, dass hier so viel von Männern in der Familie die Rede ist und so wenig von Frauen. Dies hat wahrscheinlich sehr pragmatische Gründe, die für die Familienforschung eine große Rolle spielen. Der Nachname des Mannes war prägend für die Familie, da dieser doch von Generation zu Generation als Familienname weitergegeben wurde. Frauen "verschwanden" dann im Stammbaum ihres Mannes. Das ist weder gerecht noch angemessen und trotzdem nicht einfach, zu durchbrechen. Aber auch die traditionelle Rollenverteilung trägt dazu bei, dass Frauen in der Familienforschung leider häufig nicht die ihnen angemessene Beachtung finden. Schließlich entsprach eine Frau den Erwartungen, wenn sie ihre Rolle im Haus einnahm, ohne exponierte öffentlich Stellung, während der Mann mit einer Berufsbezeichnung seiner Identität ein bedeutsames Persönlichkeitsmerkmal hinzufügte, das in Archiven immer wieder zu finden ist.
Eine rühmlich Ausnahme, was die Berufsbezeichnung ausmacht, bilden zwei Frauen aus der Familie Karn, die über 80 Jahre als Gemeindehebammen in Hering gewirkt: die Frau des ersten Heringer Karn, Elisabeth Karn, geb. Uhrig (ca 1801 - 1862) sowie ihre Schwiegertochter, die Tochter ihres Sohnes Georg Karn I (1834 - 1873), die Anna Maria Karn, geb. Koch (1835 - 1903). Über beide Frauen finden sich durch ihre Tätigkeit ausreichend Dokumente in Archiven, nach deren Auswertung hier ein elektronischen Denkmal gesetzt werden soll.
Die Stammtafel der Karns zurück bis J. Jac. Karn, Vater des Heubachers Joh. Henrich Karn (1745 - 1825). Die Darstellung ist nicht vollständig und es gibt auch keine Garantie, dass alle Daten korrekt sind. Quelle für die Daten sind die Familienmatrikel der evangelischen Gemeinde Hering (Heubach war zeitweise eine Filiale der Heringer Gemeinde).